Ein modernes Video für den antiken "König Ödipus"
Die Mimen der Theatergruppe "Thea(l)ternativ" haben ein Musikvideo für ihre neue Inszenierung gedreht.
Es geht um eine moderne Version des Klassikers "König Ödipus".
Von Cristina Zehrfeld erschienen am 29.10.2016

Oelsnitz/Stollberg. Der Drehort für das neue Video der Theatergruppe "Thea(l)ternativ" hat ein
einzigartiges Flair. Halbverfallene Industriearchitektur, sehr hoch, groß genug, dass das halbe
Dutzend Autos der Mitwirkenden und Helfer bis an den Kamerastandort heranfahren kann. Auch dreimal
so viele Autos würden locker Platz haben, denn das Lied "Die Stadt der sieben Tore" wird in der
sogenannten Sprayerhalle, einem Komplex des Ex-Plattenwerkes "Wilhelm Pieck", eingesungen.
Für Uwe Seidel, der bei Technik und Beleuchtung mithilft, ein passendes Flair für das neue Stück.
"Das Widersprüchliche zwischen dem weit in die Vergangenheit zurückreichenden Stück und einer Architektur,
die in die noch nicht so weit zurückliegende Historie zurückreicht, finde ich spannend."
Das Spannungsfeld zwischen Antike und Moderne findet sich immerhin auch im aktuellen Stück wieder,
denn die "Theas" bringen das Drama "König Ödipus" in der Version des Musik-Kabarettisten
Bodo Wartke auf die Bühne.
Fürs Video zum Stück hat Graffiti-Künstler Martin Tretner den Titel des Stücks an die Wand
in der Halle gesprüht. Zum Dreh selbst kann er nicht kommen, so dass der 18-jährige Till Homilius
diesen Part übernimmt. Kein Problem, denn er wirkt eher im Hintergrund. Die Hauptrollen spielen
Anett Oesterreich als Sängerin vor der Kamera und Manja Kaddereit dahinter. Beide sind langjährige
Mitglieder der Theas, doch Manja Kaddereit kennt man nicht von der Bühne:
Seit 1999 kümmert sich die gelernte Friseuse um Maske und Haare der Mimen.
Jetzt wohnt sie in Altenburg und hat nebenberuflich ein Foto- und Videostudio.
Dem Stollberger Theater ist sie treu geblieben. Sie erklärt: "Heute werden wir hier in der Halle
eine Stunde drehen anschließend noch drei Stunden im Theaterpädagogischen Zentrum.
Für die Bearbeitung brauche ich schätzungsweise zehn Stunden. Die Aufnahme wird am Ende etwa
zwei Minuten lang sein."
Nach einigen Aufbauarbeiten singt Anett Oesterreich vor dem Graffito ihr Lied.
Die Garderobe ganz in weiß besteht nur aus dünnen Leggins und dem Hauch eines ärmellosen Oberteils.
Die Temperaturen sind einstellig. Nach einer halben Stunde Aufnahmearbeiten nützt da auch der heiße Tee
aus der Thermoskanne nichts mehr.
Anett Oesterreich verrät, was die eigentliche Herausforderung der aktuellen Inszenierung ist:
"Es ist sehr viel Text. Alles gereimt, da muss man genau sein, sonst stimmen die Anschlüsse nicht."
Im Theaterpädagogischen Zentrum entstehen weitere Aufnahmen. Probenschnipsel und Szenen mit dem
kindlichen Ödipus (gespielt vom sechsjährigen Kurt Arnold) sollen später im fertigen Film zu sehen sein.
Für Regisseurin Silke Bauer-Hollenbach muss alles bis ins letzte Detail stimmen.
Immerhin wollen die Theas damit auf allen modernen Kanälen von Youtube bis Whats-App für ihre
Aufführung werben. Klar dürfte mit dem pfiffigen Video, das an diesem Wochenende fertig werden soll,
vor allem eines werden: Hier kommt "König Ödipus" nicht angestaubt, sondern spritzig,
komisch und leicht verständlich auf die Bühne.
Die Premiere von "König Ödipus" am 12. November ist ausverkauft.
Karten für 10 Euro sind noch erhältlich für die Aufführung am 13. November, 15 Uhr
im Theaterpädagogischen Zentrum. Weitere Aufführungen gibt es am 11. März 2017, 19.30 Uhr und
am 12. März 2017, 15 Uhr. Kartenreservierung unter der Telefonnummer 037296 87155 oder 0151 50718432.

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(Freie Presse STOLLBERGER ZEITUNG vom Samstag, 29. Oktober 2016)